Das Gear vom deutschen Elektronik-Pionier Klaus Schulze

Klaus Schulze, 1984. Foto (c) Klaus D. Mueller. Verwendung mit Genehmigung, alle Rechte vorbehalten.

Als Mitglied bahnbrechender elektronischer Bands wie Tangerine Dream, Ash Ra Tempel und den Cosmic Jokers hat Klaus Schulze ein Leben lang unermüdlich daran gearbeitet, sich einen Namen als einer der einflussreichsten Keyboarder aller Zeiten zu machen.

Der deutsche Musiker war eine Schlüsselfigur bei der Entstehung des Krautrock in den 1970er Jahren und hat über 50 Alben unter seinem eigenen Namen veröffentlicht. Als ob das noch nicht genug wäre, veröffentlichte er zwischen 1979 und 1997 unter dem Pseudonym Richard Wanfried noch sieben kollaborative, kommerzieller klingende Alben.

Klaus Schulze bei einem Live-Auftritt in Polen mit Lisa Gerrard von Dead Can Dance

Obwohl Schulze vor allem für sein ausgeprägtes Talent für Synthese bekannt ist, war er zuerst Schlagzeuger, bevor er Keyboarder wurde. Seine Karriere begann in einer Reihe von Berliner Bands, darunter Psy Free. Nachdem er Edgar Froese in dem kurzlebigen, aber dennoch bedeutenden experimentellen Musiklokal The Zodiak Free Arts Lab in West-Berlin um 1969 kennengelernt hatte, begann Schulze für Tangerine Dream zu trommeln. Er saß beim Debütalbum Electronic Meditation an den Drums, verließ die Band aber nach kurzer Zeit wieder, um die Proto-New-Age-Jam-Band Ash Ra Tempel mitzugründen (1973 stieß er für ein paar Auftritte wieder zu Tangerine Dream).

Neben dem Gitarristen Manuel Göttsching und dem Bassisten Hartmut Enke steuerte Schulze die Drums zum ersten Album des Trios bei. Nach der Veröffentlichung des selbstbetitelten Debüts 1971 und einer Vielzahl von Auftritten verließ er Ash Ra Tempel nach typischer Schulze-Manier–in den folgenden Jahren arbeitete er jedoch weiterhin in verschiedenen Funktionen mit ihnen zusammen. Dieses Mal war der Grund für seinen Ausstieg, dass er sich auf den Start einer Solokarriere konzentrieren wollte.

1972 brachte er das erste Album unter seinem eigenen Namen heraus, Irrlicht. Es ist ein ehrgeiziges, neobarockes Werk eines aufstrebenden Avantgardisten, in dessen Mittelpunkt imposante Orgel-Licks stehen, die er durch einen schrottigen Verstärker spielte. In den folgenden zehn Jahren brachte er eine Reihe von Klassikern heraus, darunter Moondawn von 1976, Mirage von 1977 und X von 1978.

Von den 80ern bis in die 20er Jahre baute Schulze einen scheinbar unerschöpflichen Katalog von Veröffentlichungen auf, durch den sich eine vereinende digitalisierte, retrofuturistische Klangpalette zieht. Doch obwohl sich sein Schaffen auf modernste analoge Atmosphären konzentrierte, baute er manchmal auch organische Elemente wie elektrische Gitarren und menschliche Stimmen in sein Werk ein.

Er spielte sogar in der Prog-Rock-Supergruppe Go, neben Stomu Yamashta, Al Di Meola, Steve Winwood und Michael Shrieve. Man bezeichnet ihn häufig als Meister des Moog und als Erfinder der Berliner Schule–einer Spielart der frühen kosmischen Musik, die etwas ätherischer war als die der treibenden Krautrock-Bands wie Can und Neu!

Am 26. April dieses Jahres verstarb Schulze auf tragische Weise im Alter von 74 Jahren. Nach einem langen Kampf mit einer nicht näher bezeichneten Krankheit hinterlässt er eine Frau und zwei Söhne. Trotz seines hohen Alters und seiner angeschlagenen Gesundheit schaffte er es noch, vor seinem Tod ein weiteres Album anzukündigen: die LP Deus Arrakis, die am 10. Juni posthum veröffentlicht wurde.

Die Entstehung von Genres wie Ambient, IDM oder House ist ohne Schulzes Beitrag zur Entwicklung der elektronischen Musik kaum vorstellbar. Er war ein eifriger Innovator, der nie zögerte, die technologischen Grenzen seiner Arbeit zu erweitern. Um das Vermächtnis des "Godfather of Techno" zu würdigen, werfen wir einen Blick auf die mächtigen Musikmaschinen, die seinen Sound geprägt haben.

Klaus Schulze live im WDR Köln TV, 1977

Moogs

Der Moog war ein entscheidender Bestandteil von Schulzes Formel. Im Laufe seiner Karriere durchlief er eine Reihe von Instrumenten des Synthesizer-Herstellers aus Asheville, North Carolina. Ein Beispiel für die Wichtigkeit dieser Instrumente für Schulzes kreativen Prozess sind die gemeinsam mit Pete Namlook produzierten Alben The Dark Side Of The Moog und The Dark Side Of The Moog 2.

Schulze verwendete in seinem Live-Setup manchmal einen kompakten, 32-tastigen Micromoog , der nur zwischen 1975 und 1979 produziert wurde. Der monophone Synthesizer war in der Lage, eine breite Palette von Klängen und Texturen zu erzeugen. Im obigen Video ist zu sehen, wie Schulze ihn 1977 auf der Bühne einsetzt, um arpeggierte Höhen zu erzeugen.

Im selben Video spielt er auch einen Polymoog, einen hybriden polyphonen Synthesizer, der in eine ähnliche Kerbe wie andere beliebte Orgeln und Saitenmaschinen aus der Zeit vor 1980 schlug. Mit seinen geschmackvollen, groovigen Presets war er gleichermaßen gut für Disco und Ambient geeignet.

Ein weiterer für ihn wichtiger Synthesizer war der begehrte Memorymoog. Der letzte polyphone Synthesizer den die Firma produzierte, bevor sie 1987 Konkurs anmeldete ist berühmt für seinen üppigen, funkigen Sound, aber obwohl er einer der begehrtesten Synthesizer überhaupt ist, ist er eher als Kraftpaket im Studio, als als roadtaugliches Arbeitstier bekannt.

Bei der Aufzeichnung dieser Show spielt er auch den begehrten und damals noch bezahlbaren Minimoog Model D. Dieser Synthesizer war eines der ersten erschwinglichen Geräte der Marke.

Er war außerdem Fan vom frühen Modular-Synthesizer—einem "Big Moog", der aus einem IIIp und einem Sequencer Complement B-Erweiterungsgehäuse bestand und 1975 von Florian Fricke von Popol Vuh gekauft wurde. Eine ganze Wand seines Heimstudios war dem Instrument gewidmet, das er zum Patchen verschiedener Sounds verwendete.

Andere Synthesizer

Schulze mag als Meister des Moogs bekannt gewesen sein, aber er liebte auch andere Synthesizer. Er gab sich selten damit zufrieden, ein und dasselbe Instrument lange zu spielen, und so ist die Liste der Keyboards, die durch sein Studio zirkulierten, lang.

Der erste Synthesizer, den Schulze in den 1970er Jahren kaufte, war ein EMS Synthi A, der in den kommenden Jahren sowohl bei seinen Liveauftritten als auch bei seinen Aufnahmen zum festen Bestandteil seines Setups wurde. Er liebte die Atmosphären, die er mit seinen verführerisch unvollkommenen Oszillatoren erzeugen konnte. Aufgrund der unbeständigen Beschaffenheit des Geräts war es fast unmöglich, denselben Sound mehrfach zu reproduzieren; Schulze liebte dieses Chaos.

Schulze war auch von einer Reihe von Roland-Produkten angetan. Er baute einen Roland Super JX-10 in sein Setup ein, der eine Vielzahl von Klängen erzeugte, die von drahtigen Streichern bis zu blockigen E-Pianos reichten. Er benutzte auch einen Roland JD-800, einen digitalen Synthesizer, der für seine Vielzahl von Knöpfen und Schiebereglern bekannt war. Diese Funktionen machten ihn zu einem leistungsstarken Werkzeug für die Bearbeitung von Patches und die Steuerung der Performance.

Darüber hinaus benutzte er ein Roland U-110 ROMpler-Modul, den ersten Synthesizer des Unternehmens, der ausschließlich für die Wiedergabe von Samples konzipiert war. Er spielte auch einen Roland D-50, der für seine subtraktive Synthese, die eingebauten Effekte und die Joystick-Modulation bekannt war. Auch die Klänge eines Roland Fantom G7/a> sind auf einigen seiner Aufnahmen zu hören.

Und obwohl Schulze sicherlich eine gewisse Vorliebe für Roland und Moog an den Tag legte, besaß er auch Synthesizer von einer Reihe anderer Firmen. Für eine breite Palette von Klängen setzte er den raffinierten Crumar GDS ein, der alles von plumpen Pseudo-Xylophonen bis hin zu zerklüfteten Klanglandschaften erzeugen konnte. Außerdem war er Nutzer des Alesis A6 Andromeda, einem 16-stimmigen, 16-kanaligen Multitimberal-Gerät.

Für Bass-Sounds spielte er manchmal eine Novation Bass Station II, während er für Keyboard-Sampling einen Sequential Circuits Prophet 2000 herbeizog. Für wummernde Bässe musste häufig ein ARP 2800 Odyssey Rev 1 herhalten. Als Vocoder verwendete er den DSP-Chip-zentrierten Alesis ION. Außerdem wurde er gelegentlich mit einem Korg MS2000 gesichtet.

Diese Liste von Synthesizern ist zwar sehr umfangreich, kratzt aber kaum an der Oberfläche der Geräte, die Schulze im Laufe seines Lebens besaß.

Schulzes Studio

In den 1970er Jahren gründete Schulze sein eigenes Tonstudio, das Moldau Studio. Es lag tief in der Lüneberger Heide und war ohne genaue Wegbeschreibung nur schwer zu finden. Vollgepackt mit Synthesizern und Aufnahmegeräten war es ein High-Tech-Spielplatz für einen Musiker, der es sich selten lange mit demselben Equipment gemütlich machte.

Im Zentrum des Studios stand ein Soundcraft 6000 Mischpult mit 36 Kanälen (es ist bekannt, dass er auch ein Alesis 32 Mischpult benutzte). Er bevorzugte größere Mischpulte, weil er es verabscheute, Dinge in seine Mischpulte ein- und aus zu patchen–dieses Pult hatte 92 Eingänge, so dass er fast sofort mit den Aufnahmen beginnen konnte.

Schulze benutzte ein Quasimidi Cyber 6 als Masterkeyboard für das Midi-Sequencing, ein leistungsfähiges frühes Werkzeug für die DAW-Integration. In seinen jüngeren Jahren verwendete er ein Revox B77-Tonbandgerät als Reel-to-Reel-Gerät. Später jedoch, als er zur digitalen Produktion übergegangen war, setzte er einen Apple Power Mac G6 als Computer ein, der mit einer Reihe von Plugins und VSTs geladen war (bei seinen Live-Auftritten verwendete Schulze ein Apple Powerbook). Den Sound hörte er über ein Paar Event PS6 Studiomonitore ab.

Zu den von ihm verwendeten Software-Instrumenten gehörten Arturias Modular V Software Synthesizer, Steinbergs Voice Machine und Spectrasonics' Atmosphere Dream Synth-Modul. Außerdem verwendete er Stylus RMX von Spectrasonics und Battery von Native Instruments für die Drums. Als echter Liebhaber von Reverbs integrierte Schulze zudem die Universal Audio EMT 140 Classic Plate Reverberator und Apple Logic Space Designer Plugins in seine Mixe.

Diese digitale Kern-Workstation war von Outboard-Equipment umgeben, das Schulze als "Big Wall" bezeichnete. Dieses Setup enthielt eine Reihe von Synthesizern - sechs Quasimidi Rave-o-lution 309 Grooveboxen, sechs Quasimidi Polymorph Sequenzer/Synthesizer und vier Access Virus Synthesizer. Das Rack enthielt auch einen Doepfer MAQ 16/3 Sequenzer und einen Mixer. Nur wenige Menschen haben dieses ausgeklügelte Rig je in natura gesehen haben, wobei er es 1997 bei einem Konzert in Osnabrück sogar live einsetzte. Er hatte einen Master-Controller, der mit allen Synthesizern in seinem Studio verbunden war, so dass seine vielen Keyboards im Wesentlichen ferngesteuert werden konnten.

Schulzes Studio war auch vollgepackt mit Outboard-Equipment. Zu diesen Geräten gehörten ein TC Electronics M-One Dual-Effektprozessor, ein Eventide H3500 Ultra-Harmonizer (er benutzte auch einen Eventide Harmonizer H939t), ein Roland SRV-2000 MIDI-Digitalhall und ein Alesis CLX-440 Limiter und Kompressor.

Der Raum verfügte auch über eine abgetrennte Kabine für die Aufnahme von Sänger*innen und akustischen Instrumenten.

Andere Instrumente

Schulze war vielleicht am bekanntesten für sein zukunftsweisendes Gespür für elektronische Instrumente, aber Synthesizer und Outboard-Gear waren nicht sein einziges Handwerkszeug.

Er besaß einige Gitarren, darunter die zeitlose Fender Stratocaster, eine 1958er Hofner President Acoustic Archtop und eine Martin Standard Series D12-28 12-saitige. Manchmal spielte er diese Gitarren über Pedale, wie den TC Electronic Spark Booster und den TC Electronic Stereo Chorus Flanger. Manchmal spielte er auch E-Basslinien auf einem Hofner Verythin.

Wenn Schulze eine Outboard-Drum-Maschine verwenden wollte, programmierte er häufig auf der Alesis DM-10. Dabei handelte es sich um ein Drum-Modul, das sich inzwischen zu einem eigenständigen elektronischen Kit entwickelt hat.


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