Gibson führte das neue Solidbody-Design der SG in den frühen 60er Jahren aus der Überzeugung ein, dass die ursprünglichen Les Paul-Modelle veraltet seien und ersetzt werden müssten.
Heute wissen wir natürlich, dass Gibson sich geirrt hat, aber die Entscheidung hatte große Konsequenzen für Gitarrist*innen von heute. Denn Gibson führte nicht nur kurz darauf das ursprüngliche Les Paul-Design wieder ein, sondern entwickelte auch die SG-Linien weiter. Und für viele kann eine SG ein ebenso großer Fang sein wie eine Les Paul.
Gibson hat im Laufe der Jahrzehnte Dutzende verschiedener SG-Modelle gebaut. In dieser Timeline führen wir einige der wichtigsten, interessantesten und ungewöhnlichsten Modelle auf.
Die Standard verließ Ende 1960 zum ersten Mal die Gibson-Fabrik und wurde zu einem wichtigen Schwerpunkt der neuen Linie. Sie kam mit Palisander-Griffbrett mit Crown-Inlays am Hals aus Mahagoni, Thistle-Inlay in der Kopfplatte, Hals-Korpus-Verbindung im 22. Bund, Mahagoni-Korpus mit abgeschrägter Kante und doppeltem Cutaway, Cherry Lackierung, zwei Humbuckern mit regulärem Vier-Regler-Layout und einem "Angel-Wing"-Pickguard unter den Pickups. Außerdem gab es ein seitliches Vibrola-Vibratosystem, dann ein kurzes Vibrola (mit Ebenholzblock hinter dem Saitenhalter) und 1963 ein Deluxe Vibrola mit Leier-Logo. Zunächst wurde das Modell Les Paul Standard genannt und trug diesen Namen auf der Kopfplatte oder der Abdeckung des Saitenhalters (alle diese Versionen wurden später als SG/Les Pauls bezeichnet), aber ab 1963 hieß das Modell offiziell SG Standard.
Das Spitzenmodell der SG-Linie, ähnlich wie die Standard, aber mit Ebenholzbrett und Block-Inlays, weißer Lackierung, edlen Mechaniken, Split-Diamond-Inlay auf der Kopfplatte, drei Humbuckern und vergoldeten Metallteilen. Die frühen Modelle hatten ein seitliches Vibrola, dann ein kurzes Vibrola (mit Ebenholzblock hinter dem Saitenhalter) und 1963 ein Deluxe Vibrola mit Leier-Logo. Zunächst Les Paul Custom genannt, mit dem Namen auf einem kleinen Schild zwischen Griffbrett und Tonabnehmer; ab 1963 offiziell SG Custom.
Budget-Modell mit regulärer SG-Form, Dot-Markern, Hals/Korpus-Verbindung am 22. Bund, P-90 Single-Coil am Steg, Volume- und Toneregler, Buchse an der Korpusvorderseite, verlängertes Angel-Wing-Schlagbrett, Wrapover-Steg/Saitenhalter (optional mit Vibrato). Zunächst Les Paul Junior genannt, mit diesem Namen auf der Kopfplatte; ab 1963 offiziell SG Junior. Auch SG TV, eine Junior, die in Gelb, Weiß oder Creme einen eigenen Modellnamen erhielt.
Wie die Junior, aber mit einem Paar P-90s, ansonsten gleiche Ausstattung und Stil wie Junior, einschließlich Hals/Korpus-Verbindung am 22. Bund und Wrapover-Steg/Saitenhalter (Vibrato zunächst optional, standardmäßig ab 1965).
Beginn der Norlin-Ära, zweites Custom-Modell und Weiterführung von High-End-Vibe und Ausstattung, jetzt mit großem "Batwing"-Pickguard, der die Tonabnehmer umschließt. Wie bei anderen SGs führte Gibson gegen Ende dieser Periode eine Verstärkung ("Volute") hinter der Hals-Kopfplatten-Verbindung hinzu, reduzierte den Winkel der Kopfplatte leicht und wechselte das reguläre Finish von weiß zu "walnut" (braun).
Die Junior (und SG TV, 1966-68) wechselte 1966 zusammen mit den meisten SG-Modellen zu einem Batwing-Schlagbrett und einer Hals-Korpus-Verbindung am 19. Bund; Standardausstattung war ein kurzes Vibrola-Tremolo.
Die Special wechselte ebenfalls zu Bat-Wing-Pickguard und Hals/Korpus-Verbindung am 19. Bund, standardmäßig mit kurzem Vibrola-System.
Zweites Standard-Modell mit den gleichen allgemeinen Features, jetzt aber mit großem Bat-Wing-Schlagbrett und Hals/Korpus-Verbindung am 19. Bund.
Das dritte Custom-Modell hatte Regler und Klinkenbuchse auf einer halbrunden Platte an der Korpusvorderseite und ein kleineres Schlagbrett; bei allen SGs dieser Periode wurden Änderungen am Hals/Korpus-Layout vorgenommen.
Kurzzeitig umbenannte und neu ausgerichtete Zwei-Humbucker-SG Standard, mit Small-Block-Inlays, Reglern und Klinkenbuchse auf der halbrunden Platte an der Korpusfront und Gibson/Bigsby-Vibrato.
Kurzlebige, umbenannte und überarbeitete SG Special, mit Bedienelementen und Klinkenbuchse auf der halbrunden Platte an der Korpusfront und Gibson/Bigsby-Vibrato.
Budget-Modelle: Dot-Inlays, ein Singlecoil (bei 100; zwei bei 200 und 250), Regler und Buchse auf langer Metallplatte an der Korpusfront, kombinierter Steg/Saitenhalter. Die 250 ist die Sunburst-Version der 200.
Die wiederbelebte Special nach dem kurzen Abstecher als SG Pro, weiterhin mit zwei Mini-Humbuckern, Steg und Saitenhalter (Vibrato-Option), Dot-Inlays wurden 1973 durch Small-Blocks ersetzt.
Nach dem kurzlebigen Abstecher zur SG Deluxe hatte diese wiederaufgelegte Standard Small-Block-Inlays (ab 1985 wieder Crowns), manche Modelle mit Ebenholz-Griffbrett, Angel-Wing-Pickguard und Steg und Saitenhalter (Vibrato-Option). 1980 wurde die Buchse an den Rand des Korpus verlegt und der Tonabnehmerschalter über den Reglern angebracht.
Budgert-Modelle, die die SG-100/200/250 ersetzen: Dot-Inlays, ein Mini-Humbucker (bei I; zwei bei II und III), Regler und Buchse auf halbrunder Platte an der Korpusvorderseite, Wrapover-Steg/Saitenhalter.
Noch aus der Norlin-Ära, viertes Modell der Custom, das etwas vom traditionellen Look bewahrte, kehrte zu am Korpus montierten Reglern und Buchse zurück und hatte ein Schlagbrett im Originalstil. Die SG-Produktion wurde Mitte der 70er Jahre in Gibsons neue Fabrik in Nashville verlagert.
Budget-Modell: Hals und Korpus aus Nussbaumholz, Ebenholzgriffbrett (teilweise Palisander), zwei Humbucker ohne Abdecekung; auch als The SG Standard bekannt. Ähnlich The SG Deluxe (1980-85) mit Hals und Korpus aus Mahagoni. Einige mit "gebrandmarktem" Kopfplattenlogo, auch bekannt als The SG Firebrand.
Die 80er-Version hatte einen Ahornhals, teilweise Korpusse aus Erle oder Pappel, zwei Humbucker, drei Regler (zwei Lautstärkeregler, ein Tonregler), kein Schlagbrett. Zunächst bekannt als Special II (1983-85) neben der Special I mit zwei Reglern und einem Pickup (1983-84).
Gibson legte mit der SG '62 Custom (1986-87) und der SG/Les Paul Custom (1987-93) frühe Modelle neu auf, während die 1967 SG Custom (1991-93) eine Neuauflage der Bat-Wing-Periode darstellte. Alle Modelle kamen mit Steg und Saitenhalter anstelle der historisch korrekten Vibratos.
Ganz gleich ob mit oder ohne Les Paul-Schriftzug auf der Gitarre hatte die Neuauflage der frühen Periode im Laufe der Jahre eine Vielzahl offizieller Namen, darunter SG 62, SG Reissue, Les Paul SG '61 Reissue, SG 61 und SG Original. (Neuste Version SG Standard '61 siehe SG Standard, 2019-heute).
Schickes Custom-ähnliches Modell aus den 80ern: Block-Inlays, Locking Nut, zwei Humbucker, drei Regler, Coil-Tap, Saitenhalter mit Feinstimmern, vergoldete Metallteile.
Versuch, zeitgenössische Features der 80er Jahre in einem relativ preisgünstig n Paket anzubieten: 25,5-Zoll-Mensur, 24 Bünde, abdeckungsfreier Humbucker (Single; Double fügt Single-Coil am Steg hinzu), Coil-Tap, Perloid-Schlagbrett, String-Through-Korpus für Hardtail-Version (alternativ Locking-Vibrato-Option).
Ein überarbeiteter Look für die Standard, mit Crown-Inlays und Bat-Wing-Pickguard, Pickup-Schalter wieder an der ursprünglichen Position in der Nähe des Schlagbretts und Buchse wieder an der Korpusvorderseite.
Gibson hat die klassische Junior zu verschiedenen Zeitpunkten neu aufgelegt, mit Schlagbrett im Originalstil (1991-94, 2011-12) oder mit Bat-Wing (2000-01), mit Steg-plus-Stopbar (1991-94) oder Wrapover-Steg/Saitenhalter (2000-01, 2011-12). (Neueste Version siehe SG Junior, 2019-heute)
Die Special kehrte zum regulären Vier-Regler-Layout zurück, mit zwei Humbuckern ohne Abdeckung, Bat-Wing-Pickguard und Steg und Saitenhalter (neueste Version siehe SG Tribute, 2019-heute). Auch SG Special Faded (2002-11) mit Gibsons dünnem Nitro-Finish im gealterten Look. Die ähnliche SG Special Raw Power (2009-11) hatte Hals und Korpus aus Ahorn.
Mashup-Design mit Dot-Inlays (anfangs Small-Blocks), drei Mini-Humbuckern, zwei Regler, Pickup-Six-Way-Schalter auf dem Schlagbrett, Maestro/Bigsby-Vibrato.
Special-Stil der späten 60er Jahre: Dot-Inlays, zwei P-90s, Bat-Wing-Schlagbrett, Steg und Saitenhalter.
Edles High-End-Modell: Split-Diamond-Inlays, gemaserte Ahorndecke auf Mahagonikorpus, zwei Humbucker (bei den frühen Modellen zwei P-90s), kein Schlagbrett, vergoldete Metallteile (teilweise Chrom).
Edles Custom-ähnliches Modell: Split-Diamond-Griffbrett- und Kopfplatten-Inlay, gemaserte Ahorndecke auf Mahagoni-Korpus, drei Humbucker, kein Pickguard, Bigsby-Vibrato
Vier Tribute-Modelle ohne Schlagbrett, optionales Min-ETune-Stimmsystem: Zwei P-90s (Tribute '50s); zwei Humbucker (Tribute '60s); zwei abdeckungslose Humbucker (Tribute '70s); zwei abdeckungslose Humbucker, 24 Bünde, nach vorne gerichtete Banjo-Mechaniken (Tribute Future). Späteres (anderes) Modell siehe SG Tribute, 2019-heute.
Budget-Modell: Ahornhals, Dot-Inlays, 24 Bünde ("120th anniversary" am 12. Bund, 2014), zwei Humbucker (2014 ohne Abdeckung), kein Pickguard. Ähnliche SGM (2014) mit Min-ETune-Stimmsystem.
Features variieren je nach Modelljahr: Hals/Korpus-Verbindung am 22. Bund, Angel-Wing-Pickguard (2013); "120th"-Logo am 12. Bund (2014); "Les Paul 100"-Signatur an der Kopfplatte, G-Force-Stimmsystem, kein Pickguard (2015).
Features variieren je nach Modelljahr: Zwei Humbucker, "120th"-Logo am 12. Bund (2014); zwei abdeckungslose Humbucker, "Les Paul 100"-Signatur an der Kopfplatte, kein Schlagbrett, G-Force-Stimmsystem (2015).
Die Features der SG Special T variieren je nach Modelljahr: Ahornhals, Small-Block-Inlay, zwei Mini-Humbucker (2016); 24 Bünde, zwei Humbucker (2017); 24 Bünde, zwei Mini-Humbucker (2018). Ähnlich SG Special HP (2016-17) mit G-Force-Stimmsystem, Null-Bund-Sattel, konturiertem Halsübergang, Hals/Korpus-Verbindung im 22. Bund. Auch SG Special Faded T (2016-17), sowie ähnliche SG Special Faded HP (2016-17) mit Gibsons Aged-Look Thin-Nitro-Finish, G Force-Stimmsystem, Null-Bund-Sattel, konturiertem Halsübergang, abgedeckten Humbuckern.
Features variieren nach Modelljahr. SG Standard T: 19. Bund Hals/Korpus-Verbindung; Bat-Wing-Pickguard (2016); 19. Bund Hals/Korpus-Verbindung, Angel-Wing-Pickguard (2017-18). Ähnlich SG Standard HP: G-Force-Stimmsystem, Null-Bund-Sattel, konturierter Halsübergang, 22. Bund Hals/Korpus-Verbindung (2016-17); 24 Bünde, manche mit G-Force-Stimmsystem, Mahagoni-Korpus mit gemaserter Ahorndecke, kein Schlagbrett (2018). Die 2018er HP-Version wurde in SG Modern (2019-aktuell) umbenannt.
Unter einem neuen Eigentümer vereinfachte und straffte Gibson die Modellserien, einschließlich der SGs. Diese klassische Junior aus der Original-Serie von Gibson hat Dot-Inlays, eine Hals-Korpus-Verbindung am 22. Bund, einen P-90, ein verlängertes Angel-Wing-Schlagbrett und einen Wrapover-Steg/Saitenhalter.
Die heutige Special im klassischen Look der Original-Serie hat Dot-Inlays, Hals/Korpus-Verbindung am 22. Bund, zwei P-90s, Angel-Wing-Pickguard und Wrapover-Steg/Saitenhalter. Auch die SG Tribute (2019-heute, auch bekannt als SG Standard Tribute) aus Gibsons Modern-Serie, mit Dot-Inlays, Korpusübergang am 19. Bund, zwei Humbuckern ohne Abdeckung, Bat-Wing-Schlagbrett, Steg und Saitenhalter.
Der klassische Standard in Gibsons Original-Serie ist die SG Standard '61, mit Crown-Inlays, Hals/Korpus-Verbindung am 22. Bund, zwei Humbuckern, Angel-Wing-Pickguard, Steg und Saitenhalter (auch Vibrato-Versionen: SG Standard '61 Sideways Vibrola oder SG Standard '61 Maestro Vibrola). Auch SG Standard (2019-heute) in der Modern-Serie mit 19. Bund Hals/Korpus-Verbindung, zwei Humbuckern, Bat-Wing-Pickguard, Steg und Saitenhalter.
Über den Autor: Tony Bacon schreibt über Musikinstrumente, Musiker*innen und Musik. Zu seinen Büchern gehören The SG Guitar Book und Legendary Guitars. Tony lebt in Bristol, England. Mehr Infos unter tonybacon.co.uk.