Die Geschichte hinter George Harrisons Rosewood Telecaster

The Beatles (1969). Foto: Evening Standard / Stringer. Getty Images.

Vor etwa fünfzig Jahren, am 30. Januar 1969, betrat George Harrison das Dach des Apple-Hauptquartiers in London und schloss eine Fender Telecaster an seinen Amp an. Es sollte der berühmte letzte öffentliche Auftritt der Beatles sein. Nicht ganz so berühmt ist die Tatsache, dass es sich bei seiner Gitarre um ein außergewöhnliches Modell handelte, eine neue Rosewood Telecaster, die er erst kürzlich von Fender erhalten hatte.

Tatsächlich war es die vierte Fender, die die Beatles erworben hatten. In ihren Anfangsjahren besaß die Band keine Fender-Gitarren, obwohl George 1960 einem Freund geschrieben hatte, dass er sich "vielleicht eine Strat leisten" könne. Er entschied sich aber stattdessen dafür, seiner Leidenschaft für Gretsch-Gitarren nachzugehen—die Marke, die von einem seiner Helden, Chet Atkins, verwendet wurde—und kaufte eine gebrauchte Duo Jet sowie später ein paar Country Gents und eine Tennessean.

The Beatles - "Don't Let Me Down," live auf dem Apple Dach

George musste aber nicht allzu lange auf seine Fender warten: 1965 kauften er und John Lennon sich jeweils eine gebrauchte Strat für den Studioeinsatz. Zwei Jahre später holte sich Paul McCartney eine Esquire. Paul wurde immer selbstsicherer im Umgang mit sechs statt vier Saiten, schließlich hatte er in der Band ursprünglich als Gitarrist gestartet. Schon bald kam sein neue Esquire zum Einsatz, so zum Beispiel in seinem schwungvollen, prägnanten Solo bei Good Morning, Good Morning" während der Sgt Pepper's-Sessions in den Abbey Road-Studios.

Auf der Bühne sah die Sache jedoch anders aus und das öffentliche Gesicht der Beatles blieb Fender-los. Dies war das Bild, das fast jeder Fan von der Band hatte und es war ein Bild, das Don Randall, dem Verkaufschef von Fender, Sorgen machte. Verständlicherweise wollte er, dass man die berühmteste Band der Welt Fender spielen sah.

Zunächst versuchte Don, den Manager der Gruppe, Brian Epstein, zu überreden, die Jungs sichtbarer für die Marke zu gewinnen. "Das war das einzige Mal, dass wir versucht haben, jemanden zu kaufen", erzählt Don. "Ich schickte einen meiner Mitarbeiter, um zu versuchen, Brian Epstein zu bestechen." Dieser Plan ging aber nach hinten los, und die Beatles waren weiterhin mit Gitarren von Gretsch, Hofner, Rickenbacker und anderen auf der Bühne zu sehen.

Im Sommer 1968 versuchte Don es erneut und dieses Mal gelang es ihm, ein Treffen mit John und Paul im Apple-Hauptquartier zu arrangieren. Er war immer noch daran interessiert, sie dazu zu bringen, sichtbar Fender-Gitarren zu spielen. Don tauchte in der Savile Row auf und setzte sich mit Paul an einen großen Konferenztisch. Paul entpuppte sich als angeregter Gesprächspartner, der vor Ideen nur so sprudelte. John kam später mit Yoko dazu und machte einen weniger positiven Eindruck auf Don.

Fender wirft einen Blick ins Innere der originalen Harrison Rosewood Telecaster.

Nichtsdestotrotz ging der Fender-Boss zufrieden mit einem Deal nach Hause, der der Band einen Haufen Fender-Equipment bescherte: einen Fender VI-Sechssaiter-Bass, einige Fender Rhodes-Pianos, einen Fender Jazz Bass, eine Auswahl an Verstärkern, einschließlich einer PA-Anlage, und die Gitarre, die uns hier interessiert: eine Fender Rosewood Telecaster für George.

Fender hatte beschlossen, massive Rosewood-Versionen der ehrwürdigen Telecaster und Stratocaster auf den Markt zu bringen und Roger Rossmeisl wurde damit beauftragt, maßgeschneiderte Prototypen herzustellen, die das Unternehmen George Harrison (Telecaster) und Jimi Hendrix (Stratocaster) schenken wollte, um für die geplanten Modelle zu werben.

Roger hatte bei Rickenbacker gearbeitet und deren ikonischste Gitarren entworfen, bevor er 1962 zu Fender wechselte. Zusammen mit Phil Kubicki fertigte er bei Fender anscheinend vier der Custom-Rosewood-Gitarren, zwei Teles und zwei Strats, und sie planten, die besten von ihnen George und Jimi zu präsentieren. Phil hatte seit 1964 bei Fender gearbeitet, verließ die Firma neun Jahre später und begann in den 80er Jahren, seine Kubicki Ex-Factor-Bässe mit verlängerter E-Saite zu entwickeln.


Der Korpus des Prototyps der Rosewood Telecaster bestand aus einer dünnen Ahornschicht zwischen einer zweiteiligen Decke und Rückseite aus Palisander (engl. Rosewood), die mit einem klaren, satinierten Poly-Finish versehen waren, um die Schönheit des natürlichen Holzes hervorzuheben, sowie einem zweiteiligen Palisanderhals mit einem (was auch sonst?) Palisandergriffbrett.

Roger und Phil wählten den besten Korpus und Hals aus, bauten die Gitarre zusammen, überprüften sie und packten sie in einen Koffer. Ein Kurier brachte sie zum Flughafen, flog mit ihr auf dem Sitz neben ihm und lieferte sie Ende 1968, kurz nach der Veröffentlichung des Weißen Albums, an das Apple-Hauptquartier der Beatles.

Das Schicksal der anderen drei Rosewood-Prototypen ist weniger klar. Die für Jimi bestimmte Rosewood Stratocaster wurde im April 1970 fertiggestellt, aus irgendeinem Grund aber nie an den Gitarristen geschickt, bevor er im September des Jahres starb.

Dieses Instrument, die andere Rosewood Strat und die zweite Tele sind verschwunden, obwohl es im Internet heißt, dass ein Händler in Chicago um 2012 eine Gitarre als die Rosewood Strat verkaufte, die Jimi nie erreichte und dass ein Rosewood Tele-Prototyp, der angeblich an Elvis Presley geschickt wurde, bei einer Auktion im Jahr 2018 unverkauft blieb.

Später, 1969, verschenkte George seine Rosewood Tele an Delaney Bramlett von Delaney & Bonnie. Delaney behielt das Instrument, bis er es 2003, zwei Jahre nach Georges Tod, versteigerte. Es erzielte einen sagenhaften Preis von 434.750 Dollar, der von einem Vermittler für Georges Witwe Olivia Harrison erzielt wurde.

Der Ahornstreifen einer 1971 Rosewood Tele.
Eine 2017 Fender George Harrison Rosewood Telecaster.

Wie geplant, nahm Fender die Rosewood Telecaster 1969 in die Produktion auf und behielt sie ein paar Jahre im Programm. Der Sandwich-Korpus aus Palisander und Ahorn sorgte für eine ungewöhnlich schwere Tele, weshalb Fender versuchte, die Last durch eine modifizierte Konstruktion mit ausgehöhlten Kammern im Inneren zu verringern. Das Gewicht und der ungewöhnliche Klang dieses kurzlebigen Modells führten jedoch trotzdem dazu, dass es nie zu einem wirklich beliebten Instrument wurde.

Es gab gelegentliche Neuauflagen (einschließlich eines Made-in-Japan-Modells von 1985) und auch in letzter Zeit wurde die George-Gitarre einige Male wiederbelebt, darunter ein Custom Shop-Modell von 2016, die Fender George Harrison Tribute Rosewood Telecaster—als limitierte Auflage von 100 Stück—und im folgenden Jahr eine reguläre Version, die George Harrison Rosewood Telecaster, limitiert auf 1.000 Stück.

Im Januar 1969 veranstalteten die Beatles ihr berühmtes letztes "Konzert" auf dem Apple-Dach in London. Ringo spielte sein Ludwig Hollywood-Kit, Paul seinen 63er Hofner-Bass, John seine Epiphone Casino mit entferntem Lack und George die neue Rosewood Tele. Alle Verstärker waren von Fender. Billy Preston war auch dabei und spielte ein Fender Rhodes Seventy Three. Es ist schwer vorstellbar, dass Don Randall sich kein zufriedenes Lächeln für einen gut gemachten Job gegönnt hätte, als er die Fender-lastige Performance im darauffolgenden Film Let It Be sah.


Über den Autor: Tony Bacon schreibt über Musikinstrumente, Musiker*innen und Musik. Er ist Mitbegründer von Backbeat UK und Jawbone Press. Zu seinen Büchern gehören The Telecaster Guitar Book und Guitars: The Illustrated Encyclopedia und er ist der Herausgeber der verschiedenen Ausgaben von Beatles Gear. Tony lebt in Bristol, England. Mehr Infos unter tonybacon.co.uk.

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